Drittel der Saison vorbei: Wie viel Oberliga steckt schon im VfB Bottrop?
Die Konkurrenz reibt sich verwundert die Augen. Ausgerechnet die schwächsten Spiele offenbaren die größten Stärken des neuen VfB Bottrop.
© FUNKE Foto Services | Thomas Gödde
Am Sonntag wackelte die lupenreine Heimbilanz des VfB Bottrop gehörig. Und das ausgerechnet gegen die Sportfreunde Hamborn, einen Gegner aus dem Tabellenkeller. Dass am Ende trotzdem ein 4:3 und damit der sechste Sieg im sechsten Heimspiel stand, sagt viel mehr über die aktuelle Stärke der Schwarz-Weißen aus, als der staunenden Konkurrenz lieb ist.
Seit Sonntag und der 0:1-Heimpleite des ESC Rellinghausen gegen Viktoria Goch ist der VfB Bottrop das einzige noch ungeschlagene Team der Landesliga. 27 Punkte hat der VfB bereits eingefahren und damit zehn mehr als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. Aber selbst die Fans lassen beim zufriedenen Blick auf die Statistik nicht unter den Tisch fallen, dass der VfB schon einige Male knapp davor war, als Verlierer vom Platz zu gehen.
Schwache Spiele offenbaren die großen Stärken des VfB Bottrop
Beispiele dafür lassen sich finden. Es sind sogar zahlreiche: Beim ESC Rellinghausen machte der VfB einen 0:2-Rückstand wett (2:2), bei der SG Schönebeck drehte das Team ein 0:2 sogar in einen 3:2-Erfolg. Der VfB wackelte beim 1:1 in Moers und beim 3:0-3:3-5:3 gegen Budberg. Aber: Mit Glück hatte das nur oberflächlich zu tun.
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Geht man in die Analyse dieser Spiele, sind es nicht die offensichtlichen Schwächen, die ins Auge fallen, sondern ganz besondere Stärken: Teamgeist, Moral und der Wille, körperlich bis ans Maximum zu gehen.
Der bisherige Erfolg lässt sich nicht mit dem feinen Fuß von Kapitän Raphael Steimetz, nicht mit dem Torinstinkt von Rene Biskup, der Schnelligkeit von Ahmet Jemaiel, und auch nicht mit der Zweikampfstärke von Nico Petritt erklären.
Der VfB Bottrop ist in dieser Saison mehr als die Summe seiner Einzelteile. Das Erfolgsgeheimnis ist das bislang unschlagbare Zusammenspiel von Talent, Können und einer Mentalität, die in den letzten Jahren nicht unbedingt zu den Kernkompetenzen des Teams zählte.
Sorgfältige Kaderplanung zahlt sich für den VfB Bottrop aus
Der neue VfB ist nicht nur intelligent geplant und aufgestellt: er funktioniert. Der Traditionsklub unterstreicht in dieser Saison eindrucksvoll die Weisheit, dass Erfolg vor allem die Summe richtiger Entscheidungen ist. Dazu gehörte vor der Saison ein glückliches Händchen bei der Kaderplanung.
Dabei bediente sich der Klub nicht nur aus den oberen Regalen: Ein Dutzend Spieler kamen, darunter der Regionalliga-erfahrene Nico Petritt, aber auch blutjunge Talente wie Lasse Dittner (19) und Labinot Kryeziu (22). Fast alle Zugänge haben schon abgeliefert. Als Glücksgriff erwies sich auch die Entscheidung der Trainerfrage.
Der von vielen durchaus kritisch beäugte Marco Hoffmann hat seine Handschrift bereits hinterlassen. Die körperliche Fitness ist Basis für eine klare Spielidee. Der VfB spielt ausgewogen, reagiert taktisch flexibel auf die oft unterschiedlichen Anforderungen der Konkurrenz. Und der VfB kann nachlegen, wenn dem Gegner bereits die Luft ausgeht.
Hoher Konkurrenzkampf beflügelt den VfB Bottrop, birgt aber auch eine Gefahr
Auch hier zahlt sich die sorgfältige Personalplanung aus. Trainer Marco Hoffmann hat bei Formschwankungen und Verletzungen auf nahezu jeder Position einen weiteren Trumpf in der Hinterhand, vom Torhüter bis zum Torjäger. „Auf jeder Position doppelt besetzt“, nennt das der Sportliche Leiter Philipp Drießen.
Und, wieviel Oberliga steckt schon jetzt im VfB Bottrop? Nach einem Drittel der Saison lässt sich sagen: Eine ganze Menge. Dem VfB spielt in die Karten, dass der Klub seinen Aufstiegswunsch nicht offensiv kommuniziert. Das gibt dem Trainerteam, aber auch den jungen Talenten Luft und nötigen Raum für Entwicklung.
Trainer Marco Hoffmann ist auch als Moderator gefragt
Die Mischung aus gestandenen Spielern und Jungspunden, Fußballkünstlern und Arbeitern stimmt. Schaut man genau hin, dann erkennt man beim VfB Bottrop fast schon zu viel Qualität. Marco Hoffmann kann sonntags nur elf Mann in die Startelf stellen. Immer wieder muss er schwere Entscheidungen treffen. Das befeuert zwar den Konkurrenzkampf, das kann aber auch schnell ins Negative kippen.

