VfB Bottrop: Abwehrkette könnte sich zur stärksten Waffe mausern
Die Leistung gegen Westfalia Herne war gut. Eine beeindruckend starke Vorstellung lieferte vor allem die Vierer-Abwehrkette des VfB Bottrop ab.

© WAZ | Felix Hoffmann
Der VfB Bottrop geht mit den positiven Eindrücken aus dem Testspiel gegen den Westfalenligisten SC Westfalia Herne (1:1) in die vierte Woche der Vorbereitung. Die Handschrift des neuen Trainergespanns Marco Hoffmann/Sascha Wisniowski ist bereits zu sehen und lässt sich vor allem in einer eleganten Balance zwischen defensiver Absicherung und offensiven Druckphasen mit vielen Überraschungsmomenten ablesen.
Hoffmann ist längst beeindruckt vom überbordenden Talent in seinem Kader, aber auch vom hohen Niveau fußballerischer Ausbildung und den Anführerqualitäten der Routiniers. Am Sonntag packte er seine Begeisterung in eine persönliche Rückschau: „Wenn ich mir überlege, wie ich in den letzten vier Jahren gearbeitet habe, dann ist die Aufgabenstellung beim VfB eine ganz andere.“
Marco Hoffmann muss sich beim VfB Bottrop umstellen
Das heißt: Nicht nur die Mannschaft muss sich umstellen, sondern auch Hoffmann. Der neue Coach muss von Abstiegskampf auf Meisterrennen umschalten. Die Erwartungen in das Team sind hoch, das Umfeld emotional. Dass er vor dieser Herausforderung keine Angst hat, ließ sich nach dem Herne-Spiel am Lachen in seinem Gesicht ablesen. Die fünf Erkenntnisse aus dem Spiel gegen Westfalia Herne, eine Analyse:

© FUNKE Foto Services | Thomas Gödde
Der VfB Bottrop geht mit den positiven Eindrücken aus dem Testspiel gegen den Westfalenligisten SC Westfalia Herne (1:1) in die vierte Woche der Vorbereitung. Die Handschrift des neuen Trainergespanns Marco Hoffmann/Sascha Wisniowski ist bereits zu sehen und lässt sich vor allem in einer eleganten Balance zwischen defensiver Absicherung und offensiven Druckphasen mit vielen Überraschungsmomenten ablesen.
Hoffmann ist längst beeindruckt vom überbordenden Talent in seinem Kader, aber auch vom hohen Niveau fußballerischer Ausbildung und den Anführerqualitäten der Routiniers. Am Sonntag packte er seine Begeisterung in eine persönliche Rückschau: „Wenn ich mir überlege, wie ich in den letzten vier Jahren gearbeitet habe, dann ist die Aufgabenstellung beim VfB eine ganz andere.“
Marco Hoffmann muss sich beim VfB Bottrop umstellen
Das heißt: Nicht nur die Mannschaft muss sich umstellen, sondern auch Hoffmann. Der neue Coach muss von Abstiegskampf auf Meisterrennen umschalten. Die Erwartungen in das Team sind hoch, das Umfeld emotional. Dass er vor dieser Herausforderung keine Angst hat, ließ sich nach dem Herne-Spiel am Lachen in seinem Gesicht ablesen. Die fünf Erkenntnisse aus dem Spiel gegen Westfalia Herne, eine Analyse:
- Torhütersituation
Bottrops unumstrittene Nummer 1 ist Joel Frenzel. Der 24-Jährige gehört mittlerweile zu den dienstältesten Spielern im Kader, genießt großes Vertrauen und ist für die neue Saison gesetzt. Doch Frenzel ist aktuell am Sprunggelenk verletzt. Auch Ersatzmann Tom Gottemeier war am Sonntag aus beruflichen Gründen nicht mit dabei.
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Eigentlich hätte damit die Stunde von Ahmed Kulalic schlagen müssen. Doch der Neuzugang vom FC Kray glänzte durch Abwesenheit, und beim VfB scheint man sich nicht sicher, ob mit ihm für die kommende Saison überhaupt zu rechnen ist. Die Schwarz-Weißen brauchten für Sonntag eine Notlösung und fanden sie in Gastspieler Dacy Akwa. Der 18-jährige Oberhausener spielte in der vergangenen Saison noch für die SG Unterrath in der A-Junioren-Niederrheinliga.

Akwa ließ sich am Sonntag von seinen jungen Jahren nichts anmerken. Der Torhüter hatte schon in der ersten Halbzeit viele gute Aktionen. In der 32. Minute bewahrte er sein Team mit einer Glanzparade gegen Hernes Felix Boldin vor dem Rückstand. Akwa zeigte gute Reflexe auf der Linie und ein modernes Stellungsspiel. Im Aufbau positionierte er sich oft außerhalb des Strafraums als „Libero“ und Anspielstation für die Abwehrkette.
Nach 90 Minuten war Torwarttrainer Ebbe Fuchs der erste Gratulant. Auch Hoffmann war beeindruckt: „Er ist noch sehr jung, strahlt aber schon viel Sicherheit aus. Er hat großes Talent und ich hoffe, dass er zur Mannschaft stößt.“ Philipp Drießen will ihm diesen Wunsch erfüllen. Der Sportliche Leiter will in den nächsten Tagen Klarheit in dieser Frage schaffen.
- Konkurrenzkampf
Der VfB Bottrop hatte in der vergangenen Saison eine gute Mannschaft, auch die Personalstärke stimmte. Allerdings gab es zwischen Spielfeld und Bank ein spürbares Leistungsgefälle. Nicht immer konnte gewechselt werden, ohne an Qualität zu verlieren. Das scheint in dieser Saison anders.
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In allen Mannschaftsteilen sorgen variabel einsetzbare Spieler dafür, dass der Konkurrenzkampf deutlich ansteigt. Gegen Herne war das mehrfach abzulesen. Etwa bei Gino Pöschl, der seine Startelf-Aufstellung dazu nutzte, um nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Pöschl gehörte zu den besten Fußballern auf dem Platz, glänzte mit präzisen Zuspielen und Durchsetzungsfähigkeit zwischen Zentrum und rechter Außenbahn.
Auch im Angriff hat der VfB Bottrop wieder mehr Alternativen. Enes Bilgin ist nach seiner Verletzung zurück, hat aber mit Rene Biskup einen Konkurrenten, der eine fantastische letzte Saison gespielt hat. Beide zeigten gegen Herne gute Leistungen, auch wenn ihnen kein Tor gelang. Hoffmann hat nicht nur die Qual der Wahl, sondern auch die Option, den VfB mit einer Doppelspitze aufzustellen.

Ablesen lässt sich der Konkurrenzkampf auch an der Kleidergröße von Raphael Steinmetz. Der Chef im Bottroper Mittelfeld passt wieder in sein altes RWO-Trikot, ist topfit. Der 30-Jährige spulte am Sonntag gegen Herne zwischen den Strafräumen ein großes Laufpensum ab. Er verteidigte mit und war Initiator vieler vielversprechender Angriffe.
- Unterschiedspieler
Mit der Verpflichtung von Raphael Steinmetz gelang dem VfB Bottrop schon in der vergangenen Saison ein Coup. Der 30-Jährige entwickelte sich in Rekordzeit zum Anführer der Mannschaft. In der neuen Saison lässt sich das auch an seinen Insignien ablesen: Steinmetz trägt die Kapitänsbinde am Arm und die 10 auf dem Rücken.

Steinmetz ist aber nicht mehr der einzige Spieler mit Alpha-Tier-Qualitäten. Mit Nico Petritt hat der VfB einen Defensivspieler verpflichtet, dessen sportliches Niveau in einer fast schon Heiterkeit erregenden Deutlichkeit über den Landesliga-Anforderungen liegt.
Das zeigte am Sonntag auch sein zweiter Auftritt im schwarz-weißen Dress. Petritt glänzte gegen Herne mit seiner Schnelligkeit, seiner Athletik und Durchsetzungsstärke. Der 21-Jährige lenkte, initiierte und übernahm Verantwortung.
- Defensivqualitäten
Petritt, der trotz seines jungen Alters bereits 35 Regionalligaspiele für RW Oberhausen und Fortuna Düsseldorf in seiner Vita stehen hat, bekam nicht nur für eine Mats-Hummels-Gedächtnis-Grätsche in der zweiten Halbzeit Szenenapplaus. Der junge Bottroper hat das Zeug dazu, Kopf einer Defensive zu werden, die in der Landesliga zur Referenzklasse gehört.
Mit Fred Ansah, Alexander Beloshapkin, Mick Matthes und Jan Husmann ist die Abwehr des VfB Bottrop in der neuen Saison unheimlich stark besetzt. Gegen Herne durfte sich außerdem noch Alessandro Falcone in der Defensive beweisen. Der 23-Jährige zeigte eine überzeugende Vorstellung auf linken Außenbahn.
- Harmonie
Harmonie und VfB Bottrop: Begriffe, die in den letzten Jahren trotz aller sportlichen Erfolge nicht immer in einen Satz passten. Doch der Klub hat sich und seine erste Mannschaft in den letzten Jahren kontinuierlich entwickelt. Das Hauruck-Oberliga-Gehabe ist kluger Personalplanung und einem gesunden Selbstverständnis gewichen.

Die Mischung stimmt: Viele Spieler des Kaders sind waschechte Bottroper, das Team ist jung und entwicklungsfähig, aber alles andere als grün hinter den Ohren. Und auch die Chemie stimmt, denn die Spieler treffen sich längst nicht nur zu den Trainingszeiten und Spielterminen, sondern auch zu privaten Verabredungen.
Verlaufen die weiteren Wochen der Vorbereitung in ähnlicher Weise, muss der VfB Bottrop keine hohen Saisonziele formulieren. Man wird sie an den Leistungen in der neuen Landesliga-Saison ablesen können.