Serie „Rote Laterne“: Die aktuelle A-Jugend des VfB Bottrop machte seit C-Jugend-Zeiten einige Trainerwechsel durch, befand sich oftmals im Abstiegskampf. Auch jetzt steht die Jugend am Tabellenende der Leistungsklasse, doch Trainer Diether Büth glaubt an sein junges Team.
Das nächste Spiel ist angeblich immer das schwerste. Nun ja, das „angeblich“ kann man in diesem Fall getrost streichen, denn wenn die A-Jugend des VfB Bottrop am Samstag den SV Rhenania empfängt, dann spielt der Tabellenletzte gegen den Ligaprimus. Das Team mit fünf Niederlagen muss sich gegen die Mannschaft mit fünf Siegen behaupten. Die einen haben ein Torverhältnis von 4:29, die anderen eins von 25:8. Zwei Welten prallen aufeinander.
Jugendabteilung lag in Trümmern
Dabei ist die Welt der ältesten Jugendmannschaft des VfB Bottrop momentan im Wiederaufbau. Seit knapp vier Wochen ist Dieter Büth der neue Trainer der 17- bis 19-Jährigen, die gerade auf dem Ascheplatz die Bälle in Aufwärmübungen hin- und herschieben. 13 Leute sind diesmal beim Training im Jahnstadion, Büth ist zufrieden. Er wird die folgenden 90 Minuten wieder an der Taktik feilen, den Schwerpunkt aber auf die Kondition legen. Fehlende Puste führt zu schwindender Konzentration, das ist kein Geheimnis. „Im Team sind einige gute Fußballer. Aber was bringt das, wenn auch die ihr Tempo nicht über 90Minuten halten können?“, fragt Büth.
Raif Yalcin nickt bedächtig. Der Jugendleiter des VfB weiß um die schwierige Situation seiner ältesten Mannschaft. Mit dem Vorstandsteam hat er in den zurückliegenden fünf Jahren einiges erlebt und noch mehr aufgebaut. Denn es gab eine Phase, da war die Geschichte der VfB-Jugendarbeit keine schöne. Als mehrere Jugendtrainer vor Jahren den Verein verließen, nahmen sie ganze Mannschaften mit. Der VfB blutete aus, in einem der bekanntesten Bottroper Fußballvereine gab es nur noch fünf Jugendteams, als Yalcin seine Arbeit aufnahm. „Kaum Bälle, keine Pylone – das war ein Trümmerhaufen“, erinnert sich der Jugendleiter. Mittlerweile kann der VfB 18 Teams vorweisen, der Andrang des Fußballnachwuchs’ ist riesig.
Es ging steil aufwärts in der Jugendabteilung, doch dabei war die einstige C-Jugend stets ein Sorgenkind. Mittlerweile hat sie als A-Jugend mit Dieter Büth den fünften Trainer in fünf Jahren, der ein oder andere Übungsleiter hatte mitten in der Saison hingeworfen. In den vergangenen drei Spielzeiten kannte das Team nichts anderes als Abstiegskampf. Kein Wunder, dass das Selbstvertrauen nicht das allergrößte ist. „Bei einem Rückstand fallen wir wie ein Kartenhaus zusammen. Spielerisch und mental sind wir nicht gefestigt genug“, hat Büth erkannt. Die Ergebnisse belegen diese Einschätzung: 1:6 gegen den VfR 08 Oberhausen, 1:2 gegen Safakspor, 1:3 gegen BW Fuhlenbrock, 1:4 gegen Sterkrade-Nord – 0:14 gegen Sterkrade 06/07. Es kann nur besser werden.
Der Feuerwehrmann ist da
„Wird es auch“, sagt Büth überzeugt. Das Training leitet er schon, in der Rückrunde wird er auch offiziell an der Seitenlinie stehen und die zeitlich eingeschränkten Trainer Kai Singh und Osman Bodur ablösen. „Ich würde das hier nicht machen, wenn ich nicht eine Chance sähe. Wir packen den Klassenerhalt“, ist Büth überzeugt. Der 48-Jährige war jahrelang beim SV Fortuna aktiv, hat schon so einige Teams vor dem Abstieg bewahrt. „Feuerwehrmann“ nennt er sich selbst, in den kommenden Jahren möchte er „hier etwas aufbauen.“ Der Blick geht zunächst aber in die untere Tabellenregion, Stadtrivale Barisspor und die Oberhausener Safakspor und Glück-Auf Sterkrade sind nicht uneinholbar, nur ein Team wird absteigen. Büth: „Ich kann nicht zaubern und aus einem Polo einen Ferrari machen. Aber ein Mittelklassewagen – zu dem können wir noch werden.“
Text:Björn Goldmann